Georg Friedrich Esau
ein Mengeringhäuser Künstler und seine Werke
von Annemarie Sadowski
1632-1636 |
in Mengeringhausen geboren (Geburtsjahr genauer nicht bekannt); Sohn des Goldschmieds Bartholomäus Esau und seiner Frau Elisabeth, Gold- und Silberschmied am waldeckischen fürstlichen Hof, Graveur, Medailleur, Stempelschneider, Kupferstecher, |
1660 |
heiratet in Mengeringhausen Anna Elisabeth Iven aus Wolfhagen (in der Folgezeit bekommt das Ehepaar 11 Kinder, darunter Zwillinge). |
1670 |
neben ständigen Arbeiten für den fürstlichen Hof, die später durch Einschmelzen für Münzzwecke u. ä. wieder zerstört werden, fertigt er Schützenhauptschilde und Kleinode für die Schützenketten mehrerer waldeckischer Orte an, die bei entsprechenden festlichen Anlässen heute noch getragen werden: 1670 für Mengeringhausen, Helsen, Schmillinghausen, Rhoden, 1671 für Adorf, 1702 für Landau 1). |
1673 |
Nach dem Tode seines Vaters fertigt er das Familienwappen. |
1675-1705 |
Georg Friedrich Esau wird zum (nebenamtlichen) Provisor des Hospitals Leiborn in Mengeringhausen ernannt 2). |
1680 |
Er entwirft den Altar für die Kirche in Mengeringhausen. Ausführung: Bildhauer Heinrich Papen, Giershagen3). |
1685 |
Zeitweise Tätigkeit als Graveur und Stempelschneider für die kurhessische Münze in Kassel. |
1687 |
Er schnitzt das Wappen des Fürsten mit den Schilden der Grafschaft Rappoltstein in das Petschaft von Graf Christian Ludwig. |
1692 |
Fürst Georg Friedrich von Waldeck wird in der Fürstengruft der Korbacher Nikolaikirche beigesetzt und erhält noch im Todesjahr ein barockes Grabmonument. Georg Friedrich Esau liefert dazu den Entwurf, der Bildhauer Heinrich Papen aus Giershagen führt ihn aus. |
1693 |
G. F. Esau verlegt seinen Wirkungsbereich nach Minden/Westfalen. |
1694 |
Zu einem nicht näher bekannten Anlaß, für den aber ein Zusammenhang mit dem Landesherrn, dem brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III., angenommen wird, fertigt G. F. Esau eine Medaille mit einer anerkannt zeitgenössischen Ansicht der Stadt Minden. |
1696 |
fertigt er eine zweite, weitgehend ähnliche Minden-Medaille. Das Unikat befindet sich im Münzkabinett Berlin4). |
1714 *) |
Tätigkeit als Kupferstecher für in Minden gedruckte u. verlegt Bücher, vorwiegend religiösen Inhalts: »Wahrem Christentum« v. Johann Arndt. |
1715 *) |
Für das Bistum Osnabrück graviert Georg Friedrich Esau Reichstaler/Sedisvakanz5) . VS: Kapitelswappen, RS: Domkirche Osnabrück und Karl d. Große. |
Der heilige Petrus mit zwei Schlüsseln in der rechten Hand und einem Buch in der linken Hand, steht auf einem Podest mit dem Osnabrücker Wappenschild und teilt die Jz. |
Stehender Kaiser Karl d. G. im Harnisch u. Hermelinmantel, Schwert u. Reichsapfel haltend. Im Hintergrund der Osnabrücker Dom. |
CAPITULUM CATHEDRALE OSNABRUGENSE SEDE VACANTE
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SCAROLMAGNUSIMPERATORFUNDATOR • A • Xri • DCCLXXII • |
Fotos: Annemarie Sadowski, Bad Arolsen/Mengeringhausen
1716 |
Für ein in Minden herausgebrachtes Bibeldruckwerk, gedruckt und verlegt von Johann Detleffsen, Minden, fertigt Georg Friedrich Esau 15 Kupferstich-Illustrationen des Alten Testaments. |
1718 |
Am 12. Mai stirbt G. F. Esau in seinem Heimatort Mengeringhausen. |
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1907 |
Das künstlerische Gesamtwerk Esau wird gewürdigt durch Aufnahme in das maßgebende Künstlerlexikon Thieme-Becker (- Vollmer). |
1993 *) |
Eines der wenigen bekannten Origina lexem.plare der Mindener Bibel von 1716 wird von der Sparkassenstiftung Waldeck erworben, die es restaurieren läßt und dem Heimat- und Museumsverein Mengeringhausen e. V. als Geschenk übergibt. |
1994 *) |
In Minden wird die Medaille von 1694nachgeprägt. Das Original gilt weiterhin als »Numismatisches Rätsel« und wird als »Blaue Mauritius« der Numismatik bezeichnet. Mindener Geschichts- und Münzfreunde gehen davon aus, daß die Medaille von 1694 Esaus Visitenkarte für seinen neuen Landesherrn, den Kurfürsten Friedrich III. war. Die Medaille von 1696 soll den Landesherrn erreicht haben 6). |
1999 |
Im neuen Heimatmuseum in Mengeringhausen, Hintere Str. 7, werden Werke des Georg Friedrich Esau sowie seiner Nachfahren ausgestellt. In 6 Generationen war das Gold- und Silberschmiedegeschlecht Esau (von 1630 bis 1855) in Mengeringhausen ansässig. |
Bei den mit *) gekennzeichneten Einträgen handelt es sich um neue und bisher nicht veröffentlichte Forschungsergebnisse.
Quellennachweise:
1) Museumsheft Waldeck-Frankenberg (1988) Historisches Schützenwesen im Waldecker Land.
2) Provisor' = Vorsteher, Inspektor, Aufseher.
Das Hospital Leibom bei Mengeringhausen, von Dr. Rudolf Alexander Alexi (1988).
3) Kirchenarchiv Mengeringhausen (H. Voigt).
4) Erläuternde Texte des Numismatikers Herbert Grönegreß, München (früher Minden).
5) Sedisvakanz - Andenken/Sterbemünze
für den am 4. 12. 1715 verstorbenen Kurfürsten u. Bischof Karl von Lothringen.
Die Münzen von Osnabrück - bearbeitet von Dr. phil. Karl Kennepohl - gedruckt 1938.
6) Mindener Tageblatt v. 26.4.1994 u. Beschreibungen von Klaus Marowsky, Minden.
Hinweis:
Veröffentlichungen über G. F. Esau in:
750 Jahre Mengeringhausen von Wilh. Hellwig, Korbach (Seite 148)
und:
Festschrift Freischießen 1937 »Mengeringhausen, die Stadt ehrbarer Handwerkskunst« (Seite 27/29) von Bernhard Schorbach.