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Genealogie: |
Regent: |
Otto II. - Graf zu Waldeck |
Regentschaft: |
06 |
von: |
1332/44 |
bis: |
1369 |
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geboren: |
vor 1307 |
verstorben: |
1369 |
Vater: |
Heinrich IV. (II.) - Graf zu Waldeck |
Mutter: |
Adelheid - von Cleve |
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erste Ehegattin: |
Mechthild - von Braunschweig-Lüneburg
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1307 |
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1357 |
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Eheschließung: |
1339/40 |
Kinder aus erster Ehe: |
Heinrich VI.(IV.) - Graf zu Waldeck
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ca. 1340 |
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16.2.1397 auf Schloß Waldeck |
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Sophie - später Nonne in Volkhardinghausen
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zweite Ehegattin: |
Margarethe - von Itter/Löwenburg
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1381 |
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Eheschließung: |
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Kinder aus zweiter Ehe: |
-
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Die Waldeckische Grabkapelle St. Nikolaus, an die Südwand der Zisterzienser Klosterkirche „Im Thal der heiligen Maria zu Netze“ angebaut, beherbergt eine Vielzahl sogenannter Tumbengräber (Sarkophage) von Mitgliedern Waldeckischer Dynastie. Zwischen 1267 bis 1690 wurde die Mehrzahl der Angehörigen des Grafenhauses hier bestattet. Männer und Frauen, selbst viele Kinder, die nie die Bürde eines Landesherrn getragen haben, ruhen hier.
Schon der Stifter dieser Kapelle wird den Wunsch gehegt haben, sich im Schutze des Hausklosters bestatten zu lassen. Es ist also anzunehmen, daß Graf Adolf I. (1218 - 1270), auch hier begraben liegt. Die erste urkundlich erwähnte Bestattung in St. Nikolaus war die Heinrich III. von Waldeck (1238 - 1267). St. Nikolaus war eine selbständige Kapelle mit eigenem Priester, Kaplan und Rektor des Altares und wurde von den Grafen reichlich mit Besitzungen im Umkreis beschenkt.
Der "Baumeister" an der Südwand trägt, gebeugt als Mönch in langer Kutte, die schwere Last der Gewölbe auf seiner Schulter. Sein Gesichtsausdruck spricht für sich selbst und bedarf der besonderen Betrachtung eines jeden Besuchers der Kapelle wie der Schlußstein im östlichen Gewölbe, der uns Maria mit der aufgeschlagenen Bibel zeigt, als Überbringerin des Neuen Testamentes; daneben das Wappen der Stifter. Die Westbalustrade trägt die Abkürzung VDMIAE (verbum Domini manet in aeternum - Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit), die Jahreszahl 1535 und die Insignien AB für Andreas Bildschnitzer.
Graf Otto I. (1270 - 1306) war Mainzischer Oberamtmann und heiratete 1281 Sophie, eine Tochter des Landgrafen von Hessen. Eine Urenkelin der hl. Elisabeth. Er wurde 1306 im Odenwald bei einer Fehde mit dem Geschlecht "von Aveldingen" aus dem Solling meuchlings ermordet. Sein Tod wurde 1306 gesühnt. 100 Reiter im langen Büßerhemd und mit brennender Kerze zogen durch die Kapelle, vorbei an seinem Grab in die Klosterkirche. Die von Aveldingen büßten durch einen Kniefall vor dem Altar zu Füßen der Söhne Ottos I., beschenkten anschließend das Kloster mit 100 Mark Silber und versprachen, bis Jahresfrist 500 Seelenmessen für den toten Grafen lesen zu lassen.
An der Wand im westlichen Gewölbe steht eindrucksvoll die Tumbengrabplatte des Grafen Heinrich IV. von Waideck (1290 - 1344). Sie zeigt einen Ritter im kurzen faltenreichen Gewand in der Tracht des 13.Jahrhunderts mit breitem Kurzschwert und zum Gebet zusammengelegten Händen. Sein Haupt ruht auf einem Kissen. Um die Platte steht in gotischer Mönchsschrift: Im Jahre des Herrn 1344 am 19. April starb der edle Herr Heinrich der Vierte. Graf von Waldeck, und wurde hier begraben. Seine Seele ruhe in Frieden! Amen. Er war, wie schon sein Vater, Mainzischer Oberamtmann in den hessischen Besitzungen.
Ein mit gotischem Maßwerk versehener Baldachin über seinem Haupt krönt diese wertvolle Grabplatte. Die Füße des Grafen ruhen auf zwei Löwen. Solche Dreiteiligkeit der Gotik schmückt alle Tumbengräber hier in der Kapelle: Der Mensch steht über der Kreatur der Tiere (Mäuse - Hund -Löwe) und unter dem Himmel(Baldachin – Engel - Maßwerk).
An dieser Stelle sei Heinrich VI. erwähnt, mit dem legendären Beinamen „der Eiserne" ein berühmter Sohn Waldecks, der nach einem Kreuzzug zum heiligen Grab in Jerusalem 1397 auf Burg Waldeck an der Pest starb. Seine Gebeine ruhen in der Netzer Kapelle bei den Ahnen. Leider hat seine Grabplatte die Wirren der Geschichte nicht überstanden.
Die beiden anderen Doppel-Tumbengräber gehören den Gemahlinnen des Waldecker Grafen Otto II. Sie zeigen links die Gräfin Mechthild (Mathilde), Tochter des Herzogs Otto von Braunschweig und Lüneburg (1307 - 1357), rechts daneben in betender Ruhe Margarethe, Witwe von Heymann, Herrn zu Itter (kinderlos verstorben nach dem 20.10.1381). Diese Sarkophage sind die einzigen dieses Alters und dieser Qualität in ganz Waldeck. Otto II. war seit 1332 Mitregent seines Vaters und bekam 1344 die Alleinregierung abgetreten. Er wurde 1349 von Kaiser Carl IV. belehnt und damit zum Reichsgrafen erhoben. Graf Otto verstarb 1369 - seine letzte Ruhestätte ist nicht bekannt.
Am Eingang zur Kapelle steht das Epitaph des Grafen Philipp des Älteren von Waldeck (1493 - 1574). Er wurde auf Schloß Friedrichstein in Alt-Wildungen geboren und regierte 65 Jahre (!) Philipp IV. starb im 81. Lebensjahr auf Burg Waldeck.
An der Südwand, zu Füßen des "Baumeisters", liegt die Grabplatte des Grafen Heinrich VII. (1465 – 1513), letzter Grafen zu Waldeck katholischen Glaubens. Er ist im Harnisch dargestellt. Er wurde Stifter der älteren Wildunger Grafenlinie. Seine Gemahlin war Anastasia v. Runkeln/Isenburg.
Ein wirklich sehenswertes Kleinod Waldecker Geschichte, die Waldeckische Grabkapelle St. Nikolaus in Netze - © 2005
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Das linke Grabdenkmal an der Ostwand ist das des Grafen Daniel von Waldeck (1530 - 1577). Er wurde am 1.08.1530 auf Burg Waldeck geboren. Ungeachtet der evangelischen Richtung seiner Eltern. wurde er 1550 Domherr zu Straßburg. Als er dieses wieder aufgab, nahm er an verschiedenen Kriegsdiensten in Frankreich teil. Er erbte Burg und das halbe Amt Waldeck, sowie Amt Stadt Naumburg. Am 04.04.1567 war er einer der Sargträger des Landgrafen Philipp des Großmütigen von Hessen, von Schloß Wilhe1mshöhe zur St. Martinskirche in Kassel. Ein Jahr später vermählte er sich mit dessen Tochter Barbara. Dieses wertvolle über 5 Meter hohe Renaissance-Denkmal wurde von dem Kasseler Bildhauer Andreas Herber (Meisterzeichen AB =Andreas Bildschnitzer) angefertigt. Ganz oben ist der Gottvater als Weltenrichter zu sehen, darunter die Auferstehung Jesu Christi in der rosettenbesetzten Nische, darunter wird in drei Versen Daniels Lebenslauf beschrieben. Daniel selbst kniet unter dem Gekreuzigten und im Hintergrund ist die Stammesburg Waldeck zu sehen.
Vor dem Denkmal Daniels Grabplatte, rechts neben ihm das Epitaph seiner Gemahlin Barbara. Sie war in erster Ehe mit Graf Georg v. Württemberg / Mömpelgart verheiratet. daher hat auch im Jahre 1603 die Stadt Stuttgart ihr dies Epitaph setzen lassen. Sie starb 1597 als letzte Gräfin auf Burg Waldeck.
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